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Freiburg

Goldschakal

Fast majestätisch steht sie da.
Eine Königin mit ihren Kindern.
Ohne Frage: Dies ist ihr Königreich und sie ist die uneingeschränkte Herrscherin.
Ihre Vorfahren waren nicht von hier. Sie ist eine Einwanderin, eine Zugezogene, eine besondere Attraktion.

Ihr goldbraunes Fell glänzt. Die Ähnlichkeit zum Wolf ist nicht abstreitbar. Sie ist in ihrem besten Alter: fit, agil und wunderschön. Ihr Blick sieht stolz und wachsam in der Gegend umher. Sie ist eine gute Anführerin für ihr kleines Rudel. Etwas weiter entfernt liegt ihr Gefährte und beobachtet sie und die Kinder.

Die Sommer wurden wärmer und die Winter auch.
Plötzlich hatte sich ihr Reich erweitert. Mehr Platz und mehr Futter.
Weniger Feinde, eigentlich gar keine.
Der Wolf ist noch nicht überall angekommen.

Ihre Kinder konnten sich selbstständig machen und es gab trotzdem genug Fressen für alle.
Genauso steht sie da:
Eine Königin mit ihren Kindern, mit der aufgehenden Sonne im Rücken sieht sie sich die Gegend an.
Da, ein Geräusch, ein Geruch! Irgendetwas schreckt sie auf!
Sie gibt ihren Kleinen das Signal zum Aufbruch und alle Vier verschwinden.
Wie eine Fata Morgana, als wäre sie nie da gewesen.

Sie weiß es nicht, aber sie ist eine Gewinnerin des Wandels. Eine von Wenigen.
Ihre Kinder werden weiter vordringen und größere Gebiete erobern als je einer ihrer Vorfahren.
Sie hat kein Bewusstsein dafür, denn sie lebt in ihrer Realität. Für sie sieht die
Entwicklung gut aus.

Aber wie wird sich ihr Revier verändern, wenn die Beutetiere aussterben?
Wenn die Insekten keinen Nektar mehr finden? Wenn die Vögel keine Insekten mehr finden?
Wenn die Nagetiere kein Obst, keine Ähren, keine Nüsse mehr finden?

Wie wird sich ihr Revier verändern, wenn die Wälder aussterben, weil sie nicht genug
Wasser bekommen?
Wir haben ein Bewusstsein, wir kennen die Vergangenheit und wir kennen die Zukunft.

Werden wir handeln?