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Gletscher

Die Gletscher stehen aufgrund der Klimaerwärmung unter besonders grossem Druck

2022 hat die Gletscherschmelze erneut traurige Rekorde aufgestellt. Die Eisriesen haben in nur einem Jahr ganze 6% ihres gesamten Volumens eingebüsst. Müsste man dieses Volumen in Eiswürfeln ausdrücken, ergäbe sich aneinandergereiht eine Strecke von über 3 km. Wie die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) und ihr Netzwerk in einer Medienmitteilung (28.09.2022) schreiben, bezeichnete man bislang Jahre mit 2% Eisverlust als «extrem».

Als Bergführerin bekommt Sylvie den rasanten Wandel aus erster Hand mit: «Viele meiner Gäste möchten die Gletscher noch sehen und erleben, solange sie noch da sind. Die Gletscher ziehen sich sehr rasch zurück und werden aufgrund der Spalten, die sich bilden, immer gefährlicher.» Ende Sommer war der Col de Tsanfleuron, der den Übergang zwischen den Gletschern Scex Rouge und Tsanfleuron bildet, erstmals seit über 2000 Jahren eisfrei. «Die Veränderungen von einem Jahr zum anderen sind deutlich sichtbar.»

«Die Sommermonate im 2022 waren rekordmässig heiss, sonnig und wolkenlos. So sank z. B. an der MeteoSchweiz-Station Jungfraujoch (VS, 3571 m) zwischen Juni und August an 41 Prozent aller Tage die Temperatur nie unter den Gefrierpunkt (durchschnittlich sind es 25 Prozent). Der Sommer war auch extrem trocken. Bis Mitte September gab es im Hochgebirge nur wenige Zentimeter Neuschnee.», so die Experten der SCNAT.

Alphubel, September 2021
Alphubel, September 2021
Alphubel, September 2022
Alphubel, September 2022

Nichts weist darauf hin, dass dieser Trend wieder drehen wird. Im Gegenteil: Die Experten rechnen gar mit einer weiteren Beschleunigung in den nächsten Jahren. «Beobachtungen zeigen, dass viele Gletscherzungen zerfallen und Felsinseln aus dem dünnen Eis inmitten des Gletschers auftauchen. Diese Prozesse beschleunigen den Zerfall weiter.», warnt die SCNAT in ihrer Mitteilung.

Unterschiedliche Folgen

Ohne Massnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstosses werden Schweizer Gletscher bis Ende dieses Jahrhunderts praktisch verschwunden sein. Dieses rasche Schmelzen hat auch unerwartetere Auswirkungen. Für einen Kanton wie das Wallis, das über zahlreiche Stammdämme verfügt, ist die Eisschmelze auch ein Segen, liefert das Gletscherwasser doch genügend Wasser, um sämtliche Rückhaltebecken zu füllen. Davon profitiert die ganze Schweiz, berücksichtigt man, dass 60% der gesamten Energieproduktion des Landes aus der Wasserkraft stammen. Dies wird jedoch spätestens dann zum Problem, wenn die Gletscher allesamt verschwunden sind und nicht mehr genug Wasser für die Wasserkraft zur Verfügung steht.

Daneben hat die Gletscherschmelze noch weitere unerwartete Folgen: So kommt es immer häufiger zu Gletscherfunden durch Wanderer, wenn die Gletscher Gegenstände freigeben, die über Jahrhunderte in einem eisigen Gefängnis eingeschlossen waren. Das Kantonale Amt für Archäologie hat in diesem Zusammenhang die App IceWatcher lanciert, auf der solche Funde gemeldet werden können.

Auch muss in Zukunft damit gerechnet werden, dass das Schmelzen des Gletschers zwischen der Schweiz und Italien zu einer Verschiebung der Grenze führen könnte, die bis anhin entlang der Wasserscheide verlief. Dies hätte dann möglicherweise langwierige diplomatische Verhandlungen zur Folge.

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