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Romandie
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Städtische Hitzeinseln

Für Bernadette*, die im Stadtzentrum wohnt und 91 Jahre alt ist, sind Hitzetage nicht gleichbedeutend mit Schwimmen, Sonne und nächtlichen Feiern. Bei Temperaturen von über 30 °C ist sie gezwungen, den Tag zu Hause zu verbringen.

Ich muss die Fensterläden schliessen, verstehen Sie. Am Abend mache ich mir eine grosse Kanne Zitronenlimonade und stelle sie über Nacht in den Kühlschrank. So habe ich tagsüber ausreichend zu trinken. Über Mittag schaue ich mir meine Serie an, dann bleibe ich den Nachmittag über liegen und erfrische mich feuchten Tüchern. Es ist so heiss, dass ich noch nicht einmal zu meinem Tanzkurs oder ins Quartierhaus gehen kann, um meine Freundinnen zu treffen
Bernadette

Die Auswirkungen von Hitzewellen, welche durch städtische Hitzeinseln verstärkt werden, erhöhen die Gesundheitsrisiken älterer Menschen, die von diesem zunehmend häufiger auftretenden Problem am stärksten betroffen sind.

Erklärendes Video über städtische Hitzeinseln.

Unter städtischen Hitzeinseln sind Bereiche in Städten mit erhöhten Temperaturwerten zu verstehen (im Gegensatz zum Umland). Ihre Ursachen liegen in einer dichten Überbauung, den verwendeten Materialien (Bitumen, Metall, Glas usw.), der hohen Konzentration von menschlichen Aktivitäten und fehlender Vegetation. Diese Faktoren lassen das Hitzeaufkommen und die ‑absorption ansteigen und die Luftumwälzung verringert sich. Im Jahr 2050 wird voraussichtlich 80% der Bevölkerung in Städten wohnen. Die Klimaerwärmung lässt die Temperaturen weiter steigen, wodurch sich die Risiken in Siedlungsgebieten zusätzlich erhöhen. «Mir wurde gesagt, dass es besser ist, wenn ich tagsüber zu Hause bleibe. Vor Kurzem bin ich dennoch gegen 18 Uhr nach draussen gegangen, um einzukaufen, aber es war so heiss!». Um Problemen vorzubeugen, sollte Bernadette ihre Einkäufe am Anfang des Vormittags erledigen, wenn es noch kühler ist, und es vermeiden, während der wärmsten Stunden für längere Zeit das Haus zu verlassen.

Der Stand der Forschung

Angesichts dieses Problems, das sich in den nächsten Jahren voraussichtlich noch verschärfen wird, hat die Hochschule für Technik und Architektur Freiburg in Zusammenarbeit mit der Stadt Freiburg das Projekt DEMO-Mi2 gestartet. Dieses Programm ermöglicht es, Temperaturunterschiede auf den Oberflächen von Städten mit unterschiedlichen Farben anzuzeigen. Ziel ist, aufzuzeigen, wo sich die Hitze am stärksten staut, damit Lösungen für deren Reduzierung gefunden werden können. Beton ist das Material, das die grösste Menge an Hitze speichert, aber auch offene Zonen, wie Parkanlagen, können sich stark in der prallen Sonne erhitzen, wenn sich darin keine Bäume befinden. Mithilfe des Programms soll das gesamte städtische Siedlungsgefüge kartografiert werden, damit die Risikogebiete sichtbar werden.

Der Hitzeinseleffekt – Delphine Galliard und Aline Andrey-Hayoz von der Stadt Freiburg

Einige Handlungsansätze

Eine der wichtigsten Massnahmen zur Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels ist die Begrünung des städtischen Raums, weshalb angestrebt wird, mehr Grünflächen mit Bäumen zu schaffen. Ziel ist deshalb, am Rand der Gehsteige mehr Bäume zu pflanzen, mehr Naturgebiete (Parkanlagen, Wälder, Teiche) anzulegen und die Mauern und Dächer von Gebäuden zu begrünen. Bernadette freut sich übrigens sehr über diese Massnahmen: «Wissen Sie, ich giesse gerne meine Pflanzen auf dem Balkon. Ich und eine Freundin sind früher immer spazieren gegangen, um an die frische Luft zu kommen, aber jetzt habe ich dafür keine Kraft mehr. Es wäre schön, wenn im öffentlichen Raum mehr Bäume angepflanzt und in meiner Nähe mehr Parkanlagen angelegt werden könnten. Dann könnte ich im Flachen und vor der Sonne geschützt spazieren gehen!»

* fiktive Person

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