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Romandie

Landwirtschaftsbetriebe und Anpassung an den Klimawandel

Bauernfamilien arbeiten in und mit der Natur und sind daher besonders stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Aus diesem Grund suchen sie nach Lösungen, um ihr landwirtschaftliches Produktionssystem anzupassen.

Klimawandel und Landwirtschaft: Sachlage

In den letzten Jahrzehnten führten verschiedene Auswirkungen des Klimawandels zu neuen Herausforderungen für die landwirtschaftliche Produktion, wie zum Beispiel:

  • Schwankungen in der Verfügbarkeit von Wasser (Wassermangel und -überschuss), welche die Bodenqualität und das Wachstum von Nutzpflanzen beeinträchtigen. In trockenen Sommern ist die Verfügbarkeit von Viehfutter (hauptsächlich Heu von Wiesen) zunehmend gefährdet.
  • Die Intensivierung von Hitzeperioden, Spätfrost- und Hagelereignissen, die zu jeder Jahreszeit die Kulturen direkt schädigen.
  • Die milderen Winter führen zu einer Störung des Wachstumszyklus einiger Kulturen. So sind Wintergetreide für ihre Entwicklung auf ausreichend lange Kälteperioden angewiesen. Darüber hinaus führen die milderen Temperaturen zu einer erhöhten Anzahl von Schädlingen, was sich direkt auf die Kulturen auswirkt.

Angesichts dieser Umstände können höhere Temperaturen und längere Vegetationsperioden jedoch auch Chancen bieten. Neue Kulturen wie Reis, Soja oder Linsen können eingeführt werden und bieten der landwirtschaftlichen Produktion und den Bauernfamilien neue Anpassungsmöglichkeiten.

In Zahlen ausgedrückt

Die Bewässerung der Kulturen macht etwa 10% des gesamten Wasserbedarfs der Schweiz aus. Fast die Hälfte dieser Wassermenge wird auf Grünflächen und Wiesen für die Herstellung von Tierfutter verwendet.

Landwirtschaftliche Initiativen für den Klimaschutz

Eine Reihe von Ansätzen zur Anpassung der landwirtschaftlichen Praxis und zur Sicherung der Nahrungsmittelproduktion sind bekannt und werden auch erforscht. Dazu zählen beispielsweise Bodenschutzmassnahmen zur Förderung des (für die Biodiversität, die Bodenqualität und die landwirtschaftliche Produktion notwendigen) Wasserrückhaltevermögens. So werden zum Beispiel im Kanton Waadt im Rahmen von Projekten wie Progrès Sol innovative landwirtschaftliche Praktiken wie eine ganzjährige Begrünung der Ackerflächen zum Schutz des Bodens getestet, bevor sie von den davon überzeugten Betrieben eingeführt werden.

Seit 2022 unterstützt der Kanton Freiburg auf der Grundlage einer Verordnung den Einbau von Anlagen zur Abwärmenutzung unter der Dachfläche und unter Photovoltaikanlagen. Eine 400 m² grosse Wärmerückgewinnungsanlage kann bis zu 50 000 kWh pro Jahr erzeugen, was der Energie von 5 000 Litern Heizöl entspricht. Solche Anlagen sollten zur Grundausstattung jedes Heubelüftungssystems gehören, damit das Futter schnell getrocknet und die Treibhausgasemissionen reduziert werden können.

Im Kanton Wallis ist die quantitative und qualitative Erhaltung der landwirtschaftlichen Böden sowohl für die Nahrungsmittelproduktion und die Wirtschaft als auch für die Speicherung von Kohlenstoff und die Qualität des Grundwassers von besonderer strategischer Bedeutung. Das Kompetenzzentrum Boden stellt einen Leitfaden zur Verfügung, mit dem Landwirte und Winzer bei der Verbesserung der Qualität von Landwirtschafts- und Rebbauböden unterstützt werden sollen. Darüber hinaus wurde ein Klimafonds eingerichtet, um Produzenten bei schwerwiegenden meteorologischen oder phytosanitären Ereignissen zu entschädigen.

In Genf besteht die Herausforderung für die Landwirtschaft darin, die Anforderungen an die wirtschaftliche Rentabilität einer privaten Tätigkeit mit dem öffentlichen Interesse an der Förderung eines funktionierenden Ökosystems zu vereinbaren, das Versorgungs-, Regulierungs- und Kulturleistungen auf einem begrenzten, stark beanspruchten Gebiet erbringt. Diese Bedingungen erfordern eine Neuanpassung der Praktiken und setzen die Entwicklung einer effizienten Infrastruktur voraus, damit ein lebendiger und produktiver Raum erhalten werden kann. Die Massnahmen zielen insbesondere darauf ab, die landwirtschaftlichen Böden zu schützen, ihre Produktionskapazität zu erhalten, die Entwicklung und Evolution von durch den Klimawandel begünstigten Schädlingen zu überwachen, Versuche zur Selektion von an die Klimaveränderungen angepassten Sorten durchzuführen, deren Markt zu fördern wie auch die gesamte Wertschöpfungskette zu stärken, effiziente Bewässerungssysteme, die sich aus nachhaltigen Ressourcen speisen, zu erforschen und in diese zu investieren sowie Alternativen zu fossilen Energien in der Landwirtschaft zu entwickeln.

Das Projekt Résulterre beruht auf einer ergebnisorientierten Vergütung und hat zum Ziel, in Genf landwirtschaftliche Praktiken (konservierende Landwirtschaft) zu unterstützen, die eine schnelle Verbesserung der Qualität der offenen Ackerflächen (Ackerbau, Kunstwiesen) ermöglichen, indem dort atmosphärisches CO2 in Form von organischem Material gebunden wird.

Schliesslich bietet das kollaborative Portal AGRICULTURE DURABLE GENÈVE zahlreiche Informationen zu den mit dem Klimawandel verbundenen Herausforderungen für die Landwirtschaft sowie zu verschiedenen Projekten/Aktionen, die auf die Entwicklung einer nachhaltigen, engagierten und umweltfreundlichen Genfer Landwirtschaft abzielen.

Weiterführende Informationen

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